[›Er‹]
Er will keinen Trost, aber nicht deshalb weil er ihn nicht will — wer wollte ihn nicht — sondern weil Trost suchen heißt: dieser Arbeit sein Leben widmen, am Rande seiner Existenz, fast außerhalb ihrer immer zu leben, kaum mehr zu wissen, für wen man Trost sucht und daher nicht einmal imstande zu sein, wirksamen Trost zu finden (wirksamen, nicht etwa wahren, den es nicht gibt)[.]
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Er hat Durst und ist von der Quelle nur durch ein Gebüsch getrennt. Er ist aber zweigeteilt, ein Teil übersieht das Ganze, sieht[,] daß er hier steht und die Quelle daneben ist, ein zweiter Teil aber merkt nichts, hat höchstens eine Ahnung dessen, daß der erste Teil alles sieht. Da er aber nichts merkt, kann er nicht trinken.
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Er wehrt sich gegen die Fixierung durch den Mitmenschen. (Der Mensch sieht[,] selbst wenn er unfehlbar wäre[,] im andern nur jenen Teil, für den seine Blickkraft und Blickart reicht. Er hat, wie jeder, aber in äußerster Übertreibung die Sucht, sich so einzuschränken[,] wie ihn der Blick des Mitmenschen zu sehen die Kraft hat.) Hätte Robinson den höchsten oder richtiger den sichtbarsten Punkt der Insel niemals verlassen, aus Trotz oder Demut oder Furcht oder Unkenntnis oder Sehnsucht, so wäre er bald zugrundegegangen; da er aber ohne Rücksicht auf die Schiffe und ihre schwachen Fernrohre seine ganze Insel zu erforschen und ihrer sich zu freuen begann, erhielt er sich am Leben und wurde — in einer allerdings dem Verstand nicht notwendigen Konsequenz — schließlich doch gefunden.
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Der Unterschied zwischen dem »Ja und Nein«[,] das er seinen Zeitgenossen sagt[,] und jenem[,] das er eigentlich zu sagen hätte, dürfte dem von Tod und Leben entsprechen; ist auch nur ebenso ahnungsweise für ihn faßbar.
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Mit seinen absterbenden Gedanken stirbt er nicht. Das Absterben ist nur eine Erscheinung innerhalb der inner[e]n Welt (die bestehen bleibt, selbst wenn auch sie nur ein Gedanke wäre)[,] eine Naturerscheinung wie jede andere[,] weder fröhlich noch traurig.